Unterrichtssoftware
Unterrichtssoftware
Unterrichtssoftware

Mitte der 1980er-Jahre etablierte sich in Deutschland die sogenannte "informationstechnische Grundbildung", kurz ITG (in Nordrhein-Westfalen auch GRIN) genannt. Es ging um folgende Inhalte (Zitat aus Wikipedia):

"
Zu den Inhalten der ITG gehören der Umgang mit Textverarbeitungs-, Tabellenkalkulations-, Präsentations-, Dateiverwaltungs-, Bildbearbeitungsprogrammen, Grafiksoftware, Informations- und Kommunikationssystemen, Simulationen und Modellbildung. Außerdem sollte die grundlegende Funktion von Hardware und von Prozessdatenverarbeitungen (z. B. im naturwissenschaftlichen bzw. technischen Unterricht) vermittelt werden.

Neben kommerziellen Anwendungsprogrammen (MS Word, Excel, Powerpoint usw.) wurde dabei auch Hard- und Software für das technische Steuern und Regeln eingesetzt. Da es in diesem Bereich keine schulbezogenen Normen und Standards gab, entstanden für die damals an Schulen anzutreffenden Computertypen eigene Produkte, für Apple IIe, PC, Schneider CPC und C64. Bei den Steuer-Interfaces konnte man mit der Zeit auf eine gewisse Auswahl zurückgreifen, z.B. gab es ein Interface von Fischer Technik (hier die heute aktuelle Ausführung).

PC-Programme waren meistens in Turbo-Pascal geschrieben und für MS-DOS gedacht, Windows steckte noch in den Kinderschuhen und war in Schulen wegen seines hohen finanziellen und wartungstechnischen Aufwands kaum verbreitet.


In Nordrhein-Westfalen wurde für Schulen mit noch vorhandener C64-Ausstattung Software auf Basis von TSB (in einer stark gekürzten und nicht zum Editieren gedachten Version: TSB-ro, "ro" für "run only") angeboten. Im Folgenden ein Überblick.

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Warenhaus

WarenhausHiermit fing alles an. Seine Windows-Optik und seine Features haben die Beschaffer beim Kultusministerium NRW sofort überzeugt. Es enthielt anpassbare Einstellmöglichkeiten zum Auslesen des Kartenlesegeräts, das für Kundenkarten und Warenkodierung erforderlich war. Mit dem Programm ließen sich (einfache) Waren- und Kundendateien aufbauen und verwalten. Außerdem enthielt es ein programmierbares Kassensystem (im TSB-Programm steckte ein eigener Interpreter für die erforderliche Programmierung all dieser Fähigkeiten, s. Bild. Diese "Sprache" ließ sich sogar in Makros verwandeln: ein Warenhaus-Programm konnte dann wie ein einzelner Befehl aufgerufen werden.) Screenshots (Bilder vergrößern mit "Bild in neuem Tab öffnen"):

Programmierbefehle Auskunft: Waren einkaufen Warenwirtschaftssystem


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Roboter

Roboter: GUIWie man sieht, mit der gleichen Bedienoberfläche. Mit dieser Software ließen sich selbstgebaute Fischertechnik-Roboter oder "Industrie-Fertigungstraßen" steuern (oder was immer man damit aufbauen wollte). Auch hier gibt es eine eigene Programmiersprache mit eigenem Editor und Makro-Möglichkeit. Der Editor enthielt (wie bei allen diesen Unterrichtsprogrammen) alle zum Programmieren nötigen Features: Einfügen/Löschen von Zeichen/Zeilen, Blättern im Text, schnelle Cursorbewegungen, Überschreib-/Einfügemodus und Syntaxkontrolle.

Die Zahlen rechts am Rand bezeichnen die ansteuerbare C64-Peripherie, in diesem Fall zwei Laufwerke (von bis zu vier) und ein Drucker. Screenshots:

Programm Editorbedienung Liste der Programmierbefehle Makros laden


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Produmat

ProdumatAuch dieses Programm - wegen der Wiedererkennbarkeit - mit dem gleichen GUI. Hier handelt es sich um eine Software, mit der man aus Styroporblöcken mittels eines steuerbaren Hitzedrahtschneiders Formen "aussägen" konnte, die man vorher in einem grafischen Editor CADCAM-ähnlich gezeichnet hatte. Das Programm hat also einen Planen- und einen Fertigungsmodus (auch Serienfertigung war möglich). Zum Spielen (und falls Not am Mann war und der Draht im Styropor feststeckte) gab es auch eine Handsteuerung für den Hitzedraht. Fertig gezeichnete Werkstücke konnte man abspeichern und jederzeit wieder laden. Zum Nachzeichnen auf Papier gab es eine Ausgabe der Ansteuerkoordinaten als Zahlenliste. Und um sich das Ergebnis seiner Zeichenkunst schon vor der Fertigung (sicherheitshalber) anschauen zu können, gab es auch eine 3D-Voransicht des Werkstücks. Screenshots:

CADCAM-Editor Koordinatentabelle 3D-Ansicht Laden/Speichern

Maschine einstellen Handsteuerung Produzieren


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CNC

CNCDieses Programm nutzt zwar die gleiche TSB-ro-Engine wie die anderen drei, hat aber eine andere Oberfläche, die einer CNC-Maschine näher kommen sollte. Auch mit CNC konnte man Styroporblöcke bearbeiten, allerdings musste man das Werkstück vorher von Hand auf Papier entwickeln und dann mit LOGO-ähnlichen Befehlen ins Programm eingeben (links, hoch, runter, rechts). Die angeschlossene Schneidemaschine führte dann diese Befehle aus. Der Funktionsumfang von CNC war geringer als der der obigen Programme, allerdings ist auch hier ein vollständiger Interpreter für die Steuerkommandos eingebaut, inklusive Einstellmöglichkeiten für die Produktionsmaschine und Editier-, Lade- und Speichermöglichkeiten. Auch hier ein paar Screenshots:

Laden/Speichern Fertigen Programmeingabe


Keine Downloads für diese Software, da die Rechte (immer noch) beim Land Nordrhein-Westfalen liegen.

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